500 Mark für die erste Platte (2024)

Sie handeln mit Schallplatten, CDs, DVDs, neu und gebraucht, und das im großen Stil. Volker Sieberg und Norbert Fecker betreiben "Hot Shot Records". Mit ihrem Geschäft sind sie vom Lloydhof in die Knochenhauerstraße umgezogen. Das Herz der beiden Musikfreaks hängt an den guten alten Vinylplatten, sie kaufen vorzugsweise Rockmusik-Raritäten - deutschlandweit und selbst in Nordamerika.

Altstadt·Neustadt. Die Geschichte beginnt im Aladin, der Disco in Hemelingen. Dort verdingt sich Volker Sieberg als Diskjockey - von 1979 bis 1985 legt er Rockmusik auf, deren größter Fan er selbst ist. Er sammelt, bald hat er einen großen Koffer mit vielen schwarzen Scheiben. Manche hat er doppelt, er will tauschen oder verkaufen und schaltet eine Anzeige.

Der Erfolg ist enorm: Mehrere Dutzend potenzielle Kunden melden sich. Auf die Langspielplatte einer italienischen Gruppe ist ein Kunde besonders scharf, er legt 500 Mark auf den Tisch und erwirbt die Rarität. Sieberg ist begeistert. Eine Geschäftsidee ist geboren. Der Plattensammler macht sein Hobby zum Beruf. Sieberg wagt den Schritt in die Selbstständigkeit, eröffnet 1991 Beim Steinernen Kreuz im Ostertor seinen ersten Plattenladen: "Hot Shot Records" ist geboren.

Sieberg, heute 51 Jahre alt, lernt dort gleichgesinnte Musikfreaks kennen. Einer von ihnen ist Norbert Fecker, ein jetzt 47-jähriger Ostfriese, der zum Studium nach Bremen gekommen war und heute in der Neustadt lebt. Sein erster Weg führt ihn damals - wie könnte es anders sein - in den Plattenladen seines Vertrauens. "Brauchst du jemanden, der dir hilft?" fragt Fecker. Sieberg braucht jemanden. Er und Fecker, der sein Jura-Studium inzwischen abgeschlossen hat, werden Geschäftspartner. Sie sind es bis heute.

Der Laden behauptet sich: "Hot Shot Records" zieht 1999 in die Obernstraße um, 2005 wird das Geschäft erweitert. Im Lloydhof hat "Hot Shots" seine Fläche zuletzt auf rund 1600 Quadratmeter, verteilt auf drei Läden, vergrößert. Jetzt hat der Lloydhof seinen einzigen Ankermieter verloren, denn "Hot Shot Records" ist mit den zwölf Festangestellten und zehn Aushilfskräften umgezogen - nur wenige Meter weiter in die Knochenhauerstraße.

Im jahrelang leerstehenden Quelle-Geschäft im ersten Stock des Hauses Knochenhauerstraße 20-25 herrscht wieder ein reges Kommen und Gehen. Mit "Hot Shot Records" ist dort ein zweites, inhabergeführtes und alteingesessenes Geschäft eingezogen: "Go Bäng". Man teilt sich 1100 Quadratmeter. Betreiber von "Go Bäng" - bisher in der Heroldpassage Am Wall ansässig - sind die Brüder Oliver und Thimo von Raven. Schon seit 1987 verkaufen sie Musik- und Filmposter, Comics, Shirts der Kultmarken Fischkopp, St. Pauli und Schaafstall.

Seit 2005 auch Online-Verkauf

"Hot Shot Records" erzielt 30 bis 40 Prozent seines Umsatzes inzwischen über das Internet. Seit 2005 läuft der Online-Verkauf. In Hannover gibt es ein Franchise-Unternehmen. Weltweit suchen die "Hot Shot Records"-Betreiber interessante Schallplatten - und veräußern sie wieder an Liebhaber. Sieberg und Fecker besuchen europaweit die Heavy-Metal- und Hardrock-Festivals. Ein Muss ist natürlich Wacken. Dort bauen sie ihre Stände auf und erreichen mit ihren Platten und CDs die Sammler aus der ganzen Welt.

Musik und Filme: Sieberg und Fecker kaufen auch komplette Sammlungen auf. Nicht selten werden die Vinyl-Experten angerufen, wenn Angehörige nicht wissen, was sie nach einem Todesfall mit den Platten aus dem Nachlass anfangen sollen.

An- und Verkauf ist ein fließendes Geschäft: Wenn die Leute Geld brauchen, steigt am Monatsende die Ankaufsquote der Geschäftsleute, während am Monatsanfang die Film- und Musikliebhaber mit Käufen zuschlagen. Bis zu 500 Stammkunden, so schätzt Volker Sieberg, kommen einmal wöchentlich in den Laden, um zu schauen, was neu auf dem Markt ist.

Darunter sind auch ganz junge Menschen. "Einige von ihnen wissen gar nicht, was eine Schallplatte oder eine CD ist", berichtet Sieberg. Die Jugendlichen haben bisher Musik - oft in schlechter Qualität - nur aus dem Internet runtergeladen.

Mit der Erfindung der CD, die seit Anfang der 1980er-Jahre die Vinylplatte vom Markt verdrängt, hat sich das "Hot Shot Records"-Geschäft zwar verändert, doch die Schallplatte ist damit nicht tot. Im Gegenteil: Wie Volker Sieberg weiß, verkauft der Handel inzwischen wieder mehr Plattenspieler.

Vom neuen Standort in der Knochenhauerstraße sind die "Hot Shot Records"-Betreiber sehr angetan. "Go Bäng" passe wunderbar zu ihrem Sortiment. Entsprechende Kleidung findet die Bremer Jugendszene bei "King Kong" und Elektronik im "Gravis Store", diese Geschäfte sind im Erdgeschoss desselben Gebäudes.

Auch Katharina Kordecki von "Go Bäng" hofft, dass sich die durch etliche Ladenleerstände gebeutelte Knochenhauerstraße wieder erholt und zu einer ersten Adresse einer Kundschaft wird, die Interesse hat an Musik-, Film- und Jugendkultur - auch abseits des Mainstreams.

"Hot Shot Records", Knochenhauerstraße 20-25, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 10 bis 19 Uhr, Freitag 10 bis 20 Uhr, Sonnabend 10 bis 18 Uhr, Telefonnummer 704730, Kontakt per E-Mail: infobremen@hotshotrecords.com, Internet: www.hotshotrecords.com.

"Go Bäng", Knochenhauerstraße 20-25, Telefon 12132, E-Mail: g.baeng@bremen.de, die Website heißt www.gobaengbremen.de.

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